Montag, 17. November 2014

Jugador - Zirkuslektionen - Training Teil 5

Hallo Ihr Lieben,

gemeinsam mit eurem Pferd neues lernen, eure Bindung zueinander stärken und vor allem Spaß dabei haben - das alles kann euch die Zirzensik bieten. Zirzensische Lektionen sind längst nicht mehr nur in der Manege zu sehen. Immer mehr Menschen sind fasziniert von dieser Art mit Pferden umzugehen.

In erster Linie bringt das Erarbeiten von Zirkuslektionen Freude und Abwechslung in den täglichen Umgang. Viele der Lektionen haben bei richtiger Ausführung einen hohen gymnastischen Wert. Regelmäßiges Training beugt durch Dehnen und Kräftigen von Sehnen, Bändern und der Muskulatur Verletzungen vor und hilft auch Verspannungen zu lösen.

Jugador <3


Inhaltsangabe:
1. Vorraussetzungen von Mensch und Pferd
2. Ausrüstung und Umgebung
3. Vorbereitung und Ablauf einer Lektion
4. Zirkuslektionen

1. Der souveräne Umgang mit dem Pferd vom Boden aus ist eine Voraussetzung für das gute Gelingen von Zirkuslektionen. Es sollten also grundsätzliche Kommunikations-,Verständnis-, und Respektfragen geklärt sein.  (Dazu siehe auch das Thema: Bodenarbeit - Training Teil 4)

Sofern das Pferd schon an den Menschen gewöhnt ist und mit den Grundlagen der Bodenarbeit vertraut ist, kann man mit zirzensischen Lektionen beginnen. (Auch bei Pferden im Alter von 2 bis 3 Jahren - natürlich immer mit Rücksicht auf den Entwicklungsstand)

Die Pferderasse ist im Prinzip nicht entscheidend. Es gibt allerdings rassetypische Merkmale die für die eine oder andere Lektion besonders oder weniger geeignet sind.

2. Eure Ausrüstung sollte unter anderem feste Schuhe beinhalten. Es kann immer mal passieren, dass euer Vierbeiner euch aus Versehen auf die Füße tritt. Zu Beginn solltet Ihr außerdem Handschuhe tragen.

Die Gerte ist ein weiteres wichtiges Kommunikationswerkzeug. Sie dient als Verlängerung Eurer Arme und als Unterstützung von Signalen wie aufmuntern, animieren, begrenzen, richtungsweisend. Die Gerte sollte je nach Pferdelänge zwischen 80 und 120 cm lang sein.

Das Halfter sollte gut sitzen. Man kann auch ein Knotenhalfter benutzen, allerdings sind diese in Ihrer Wirkung geringfügig schärfer.

Der Strick sollte aus festem Gewebe sein und eine Länge von 3,5 bis 3,8 Meter haben. Als Haken empfiehlt sich ein sogenannter Bullsnap oder ein ähnlich massiver Verschluss. Ein qualitativ hochwertiger Strick hat natürlich seinen Preis, aber spart nicht am falschen Ende!

TIP: Die Trense erst anlegen wenn Ihr mit den Lektionen sicher in der Ausführung seit - das Pferdemaul ist empfindlich. 

Die Arbeitsumgebung ist bei jeglicher Arbeit mit dem Pferd entscheidend. Sorgt deshalb für eine ruhige und entspannte Atmosphäre in gewohnter Umgebung. Suchen Sie sich eine Zeit aus, in der Sie möglichst ungestört mit Ihrem Pferd arbeiten können.

TIP: Bei ungutem Gefühl oder Stress verschieben Sie das Training lieber! 

Je Besser die Trainingsbedingungen sind, desto leichter wird es sein eine gemeinsame Basis zu finden. Macht es euch und eurem Pferd immer so einfach wie möglich.

3. Bevor man mit einer Zirkuslektion beginnt, sollte man sich überlegen, was genau man machen will. Wie man am besten anfängt und wie man endet.

TIP: Lektionen in kleine Einzelschritte zerlegen! 

Es ist wichtig das die Anforderung für Mensch und Pferd so niedrig angesetzt ist, dass Ihr es ohne Probleme ausführen könnt. Schritt für Schritt steigern sobald der vorangegangene Schritt verstanden und gut umgesetzt wurde.

TIP: Nach jeder gut ausgeführten Übung (immer in Anbetracht des Leistungsstandes) loben und belohnen. Führt das Pferd die Übung deutlich schlechter als gewohnt aus, sollte die Belohnung wegfallen und die Übung wiederholt werden. - Führt es danach die Übung wieder zufriedenstellend aus wird es dafür umso reicher belohnt! 

Ganz wichtig ist - und das natürlich immer zu Beginn- das Aufwärmen. Mensch und Pferd müssen sich unbedingt vorher "aufwärmen". Damit ist natürlich unsere Muskulatur gemeint. Schaut euch nur mal einen Sportler an, der läuft auch keinen Marathon ohne sich vorher "warm zu laufen" und sich zu "dehnen".

Fangt am besten an euer Pferd zu führen und macht Hufschlagfiguren. Auch Rückwärtsrichten, Anhalten, still stehen und wieder folgen sind tolle abwechslungsreiche Übungen zum aufwärmen.  Wechselt dann in den Trab über und macht viele Übergänge in Trab- Schritt … -Schritt - Trab .. Etc

Vergesst dabei nicht die Seite/ Hand zu wechseln. Das ganze soll ja nicht langweilig und einseitig sein. Wenn Mensch und Pferd nun schön aufgewärmt sind sollte man noch ein paar Dehnübungen machen. Alle vier Pferdebeine dehnen (nach vorne weg und nach hinten), aber auch der Mensch kann sich jetzt noch kurz dehnen.

TIP: Haben Sie immer Leckereien wie Möhre, Apfel oder Bananen, je nachdem was Ihr Pferd gerne mag, zur Hand.

4. Jetzt sind Pferd und Mensch in der Verfassung mit dem Training los zu legen.
Im Folgenden werde ich euch ein paar Zirkuslektionen auflisten - Jugador und ich haben bisher noch nicht alle im Petto aber wir arbeiten stets daran :-D

a) Die Bergziege:

Voraussetzung für die Bergziege ist ruhiges stehenbleiben, Respekt (keine Angst) vor der Gerte und Kopfsenken.
Bei der Bergziege tritt das Pferd mit der Hinterhand weit an die Vorderhufe heran und damit unter den Schwerpunkt. Gleichzeitig senkt es seinen Hals und Kopf.

TIP: Anfangs den Schweif einflechten um ein verfangen mit der Gerte im Schweif zu vermeiden. 

Jetzt stellt euer Pferd - wenn möglich- so auf, dass die Vorderbeine parallel zueinander stehen. Sie stellen sich dann Ihrem Pferd zugewandt auf diejenige Seite auf welcher die Hinterhand  weiter nach hinten ausgestellt ist und touchieren mit der Gerte die Rückseite des Röhrbeins und geben gleichzeitig ein Stimmkommando z.B. "vor". Reagiert Ihr Pferd jetzt mit anheben des Beins dann Loben Sie überschwänglich - damit ist der erste Schritt geschafft!

TIP: Reagiert Ihr Pferd nicht -so können sie das Kommando verstärken - ein Muskelzucken ist auch eine Reaktion und sollte gelobt werden. Nach und nach wird daraus ein Anheben des Beines werden.

Wiederholen Sie diesen Trainingsschritt solange, bis Ihr Pferd seine Hinterbeine auf Ihr Kommando hin abwechselnd anhebt. Ist das Trainingsziel erreicht kommt der nächste Schritt. Ab jetzt wird nur noch gelobt, wenn das Pferd nach dem anheben der Hinterbeine seine Beine zur Vorhand hin absetzt.

TIP: Jeder cm zählt! 

Hat Ihr Pferd beide Hinterbeine ein Stück weit nach vorne gesetzt dann lösen Sie die Übung sofort auf, indem Sie es auffordern einen deutlichen Schritt nach vorne zu gehen. Loben Sie und starten die Übung nach ein paar Schritten von neuem.

Wenn Ihr Pferd nach einigen Trainingseinheiten seine Beine deutlich unter setzt dann folgt der nächste Trainingsschritt. Beginnen Sie jetzt tief vor den Vorderbeinen zu füttern, sodass Ihr Vierbeiner lernt den Kopf zu senken.

So lernt Ihr Pferd Schritt für Schritt den Weg zur Bergziege. Bis diese Übung perfekt ausgeführt werden kann, dauert es eine Weile, da sich die Muskulatur nur langsam an eine solche Dehnung gewöhnt.

TIP: Habt Geduld !!!

b) Die Verbeugung:

Voraussetzung für die Verbeugung ist ,dass die Hinterbeine möglichst weit nach hinten herausgestellt sind und Vorder-  und Hinterbeine möglichst breit stehen.

Bei der Verbeugung streckt das Pferd den Kopf zu Boden und senkt die Vorhand mit gestreckten Vorderbeinen rückwärts- abwärts bis die Nase den Boden hinter den Vorderhufen berührt.
Steht Ihr Pferd korrekt, fangen Sie an tief zu füttern.

Im nächsten Schritt reichen Sie das Leckerli von hinten durch die Vorderbeine hindurch, sodass Ihr Pferd seinen Kopf zwischen die Vorderbeine und nach hinten strecken muss. Mit der Zeit wird das Pferd, je weiter hinten wir das Leckerli geben , über seine Hinterbeine nach Rückwärts und abwärts schieben.

c) Das Kompliment:

Vorraussetzung ist die Verbeugung und gehorsames Rückwärtsrichten.

Beim Kompliment macht das Pferd wie bei der Verbeugung eine Rückwärts - abwärts- Bewegung und nimmt dabei ein Vorderbein mit nach hinten um das Gewicht mit dem Röhrbein zu stützen.
Die richtige Standposition ist sehr wichtig. Die Hinterbeine des Pferdes sollten parallel, möglichst breit und nicht zu weit unter dem Bauch stehen. Auch die Vorderbeine sollten nicht zu dicht beieinander stehen.

Nachdem Sie korrekt stehen touchieren Sie das Vorderbein Ihres Pferdes, dass nachher mit zurück genommen und als Stütze dienen soll. Jetzt muss es schnell gehen: Greifen sie das angehobene Bein und führen Sie wieder von hinten ein Leckerli zwischen die Vorderbeine und locken Sie Ihr Pferd rückwärts- abwärts. Meistens kommt Ihnen jetzt Ihr Pferd schon sehr entgegen und Sie müssen das angewinkelte Bein nur noch am Boden ablegen. Jetzt kräftig Loben! 

TIP: Bauen sie die Zeit in der das Pferd am Boden bleibt nach und nach aus! Danach arbeiten Sie an der Kopfhaltung! 

TIP: Üben Sie das Kompliment immer auf beiden Seiten, damit die Muskulatur beidseitig trainiert wird! 


Jugador und Trixie beim Üben des Kompliments

d) Das Knien:

Den Grundstein für das Knien haben wir mit dem Kompliment bereits gelegt. Der nächste Schritt auf der Zirzensischen Ausbildungsskala ist das Knien. Beim Knien winkelt das Pferd beide Vorderbeine an, um sich dann auf seinen Röhrbeinen nieder zu lassen. Das Knien können sie aus dem Kompliment heraus entwickeln.

Voraussetzung dafür sind das sichere Kompliment auf beiden Seiten und die Annahme der Touchierhilfe am Vorderbein. Die ausreichende Lastaufnahme der Hinterhand ist nicht zu vergessen!

Zur Erarbeitung üben Sie zunächst das das Kompliment auf beiden Seite in einer sehr kurzen Abfolge aufeinander. Jetzt lernen wir unserem Pferd eine fließende Hilfengebung die viel Zeit braucht. Durch das schnelle abwechseln des Kompliments von einer Seite zur anderen bieten sich viele Pferde schon an und zeigen erste Ansätze zum Knien. Sofort Loben!

Sobald Ihr Pferd die schnelle Abfolge der Touchierhilfe verstanden hat und weiterhin das Kompliment gut ausführt können Sie auf der guten Seite Ihres Pferdes- während es das Kommando zum Kompliment erhalten hat sofort das Kommando für die andere Seiten geben. Jetzt kann es sein, dass Ihr Pferd sich plötzlich hinkniet.

Loben Loben Loben!!! 

TIP: Bis des gewünschte Erfolg eintritt kann eine Zeit vergehen - wir reden hier von Monaten. Je Präziser Ihre Kommandos und Übungen für das Kompliment sind, desto leichter wird Ihr Pferd ins Knien übergehen. 

Für alle die bis hierher gelesen haben: Wenn Interesse besteht kann ich dazu auch gerne mal ein Video machen!

Weitere Zirkuslektionen: 

Ich könnte jetzt noch Seitenweise weiter schreiben, aber ich denke für den Einstieg ist das schon ausreichend. Die nächsten Übungen stelle ich euch nur Namentlich vor und wenn das Interesse besteht mache ich dazu gerne auch einen ausführlichen Post :-D

e) Das Liegen
f) Das Liegen bleiben 
g) Platz nehmen
h) Spanischer Schritt 
i) Der Spanische Gruß 
j) Beine Kreuzen
k) Apportieren
l) Jacke ausziehen
m) Flämmen und Gähnen
n) ja und nein sagen
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Ich wünsche allen viel Spaß beim ausprobieren…

Aus dem Wälzen das Liegen und liegen bleiben erarbeiten


Eure Trixie 







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